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Lichtenwalde

Wissenswertes aus 800 Jahren Geschichte von Lichtenwalde

Zeittafel Schloss und Park Lichtenwalde

Tausch der Güter Lichtenwalde und Pillnitz im Jahre 1694

Familie Vitzthum von Eckstädt

Gräflicher Friedhof

Barockgarten Lichtenwalde

Wasserversorgung im Barockgarten

Großer Schlossbrand Walpurgisnacht 1905

Wiedereinzug in das Schloss Lichtenwalde Mai 1908

Chinesisches Zimmer

Schlosskapelle

Sage von Harras dem kühnen Springer

Zugunglück am Harrasfelsen

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Der Tausch der Güter Lichtenwalde und Pillnitz im Jahr 1694

Lichtenwalde wurde 1280 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Nach neusten archäologischen Funden wurde die Burg aber bereits 1220 - 1230 erbaut. Als Initiator kommen Markgraf Heinrich der Erlauchte bzw. sein Vormund Ludwig der Thüringer in Frage. In der Folgezeit war Burg und Ländereien verlehnt bzw. auch zeitweise verpfändet. Am 31. Januar 1694 wurde der Tausch der Güter Lichtenwalde und Pillnitz urkundlich registriert. Damit erreichte Kurfürst Johann Georg IV. etwas, das seinen Vorgängern 1578 und 1608 verwehrt blieb, die Erlangung von Rittergut Pillnitz.

Heinrich von Bünau hätte Pillnitz lieber verkauft, aber der Kurfürst bestand auf einem Tausch. Zu diesem Zweck wurden beide Güter im Vorfeld 1693 bewertet. Bei der Bewertung von Pillnitz gab es große Abweichungen zwischen dem, was Bünau errechnet hatte und dem, was bei dem Gegenanschlag der kurfürstlichen Rentkammer ermittelt wurde. Während Heinrich von Bünau den Wert von Pillnitz mit 133 775 Gulden 10 Groschen 2 ½ Pfennig beziffert hatte, kam die kurfürstliche Rentkammer auf den erheblich geringeren Betrag von 72 895 Gulden 18 Groschen 1 Pfennig. Ausgenommen von der Tauschmasse waren der Weinberg seiner Frau in Pillnitz und zwei von seinen Untertanen erworbene Bauergüter.

Schloss Pillnitz   Schloss Lichtenwalde

Das seit dem Ableben des letzten Vertreters der Familie von Harras, Eustachius kurfürstliche Amt Lichtenwalde war mit einem niedrigeren Wert veranschlagt, deshalb sollten Heinrich von Bünau als Wertausgleich 20 000 Gulden ausgezahlt werden.

Außerdem war Pillnitz ein schriftsässiges Erbgut. Um die verbundenen Privilegien nicht einzubüßen, bestand Heinrich von Bünau darauf, dass alle die Rechte, die er mit Pillnitz genossen hatte, auf Lichtenwalde übertragen werden. In einem Schreiben des Kurfürsten Johann Georg IV vom 5. März 1694 wird die kurfürstliche Kanzlei gebeten, einen Verschreibungsbrief auszufertigen, indem die entsprechenden Rechte zugesagt werden und das Gut Lichtenwalde in die Matrikel der Kanzleischriftsässigen Güter einzutragen. In diesem Schreiben wird auch auf die Summe von 20 000 Gulden eingegangen, die Bünau nach dem Contract vom 31. Januar 1694 zustehen.

Johann Georg hatte das Gut Pillnitz bereit am 24. Februar 1694 seiner Mätresse Gräfin Sibylle von Rochlitz geborene von Neitschütz übereignet. Doch deren Glück war nicht von langer Dauer. Bereits im April erlag sie einer Ansteckung mit den Blattern. Ihr Geliebter hatte sich infiziert und folgte seiner Mätresse im gleichen Monat.

Vom 17. August 1694 datiert ein Schreiben der Kanzlei an Heinrich von Bünau, im dem ihm bekundet wird, dass mit Erhalt des Erbbrief, die entsprechenden Rechte wirksam werden. Den Erbbrief erhielt Heinrich von Bünau vom neuen Kürfürsten Friedrich August am 8. März 1700 gemäß der Vereinbarungen mit dem Vorgänger Johann Georg dem IV. Als Tag der Belehnung wird in dem Schreiben der 17. August 1694 genannt.

In einem an einen Günther von Bünau (Anm. Lebensdaten unbekannt) ausgefertigtes Schreiben der Kurfürstlichen Kanzlei vom 25. April 1713 nach dem nach Ableben des Vaters Heinrich (30. Juni 1712) wird ihm und seine Schwester Johanna Henriette von Pflugk (geb. 19. August 1682 - gest. 6. August 1730) die Erb- und Lehnspflicht nach Inhalt des Erbbriefes übertragen.

Doch der 1712 verstorbene Heinrich von Bünau hatte seinen Kindern nicht nur Gut und Schloss Lichtenwalde hinterlassen, sondern leider auch viele Schulden. Um diese begleichen zu können, sollte der bünausche Besitz zwangsversteigert werden. Davor wurde das Anwesen mit dem Erwerb durch Generalfeldmarschall Reichsgraf von Flemming gerettet. Aus dem Verkaufserlös wurden die Gläubiger bedient und die Restsumme erhielt die Witwe des Verstorbenen Christina Sophia geb. von Bose (gest. 28. Januar 1723).

Die Idee von Flemming das Schloss in ein Fräuleinstift zu wandeln, fand keine Unterstützung bei Kurfürsten Friedrich August, so dass sich die Pläne zerschlugen und der Weiterverkauf an den Schwager, Kabinettsminister Christoph Heinrich Graf von Watzdorf erfolgte, der dann 1722 -26 an Stelle des Vorgängerbaus ein Schloss im barocken Stil bauen ließ. An diese alten äußeren Formen angelehnt, wurde dann nach einem verheerenden Brand das heutige Gebäude 1905 – 1908 vom Oberstmarschall Friedrich III. Graf Vitzthum von Eckstädt errichtet.

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Die Grafen Vitzthum von Eckstädt

1722 hatte Christoph Heinrich Graf von Watzdorf von seinem Schwager Jakob Heinrich Graf von Flemming die Herrschaft Lichtenwalde erworben und das Barockschloss erbauen lassen.

Die Ehe seines Sohnes und Erben von Lichtenwalde mit seiner Frau Henriette Sophie blieb kinderlos. Da Friedrich Carl sein ganzes Vermögen seiner Gattin hinterließ und sie wiederum ihren jüngsten Bruder Ludwig Siegfried Graf Vitzthum von Eckstädt zum Erben bestimmte, konnte sich das Vitzthumsche Familiengeschlecht über einen umfangreichen Besitzzuwachs freuen. Henriette hatte aber verfügt, dass das Erbe immer an den ältesten Sohn oder falls nicht vorhanden an den Nachgeborenen übergehen soll. Es wurde ein Majorat (juristisch: Fideikomiss, die Auflösung erfolgte laut Gesetz vom 6. 11. 1928) errichtet. Bis zur Vertreibung durch die Rote Armee am 13.07.1945 war die Familie auf dem Schloss ansässig.

Henriette Gräfin von Watzdorf   Grafenwappen der Familie Vitzthum von Eckstädt

Die Eigentümer aus der Familie Vitzthum von Eckstädt auf Lichtenwalde in Folge (bis zur Enteignung 1945):

1764 - 1772   Stifterin Henriette Sophie Gräfin von Watzdorf,

1772 - 1777   1. Majoratsherr Ludwig Siegfried I., geb. 1716

1777 - 1803   2. Majoratsherr Friedrich II. August, geb. 1765 *

1803 - 1854   3. Majoratsherr Otto I. Rudolph, geb. 1795 *

1854 - 1860   4. Majoratsherr Albert I. Friedrich, geb. 1797

1860 - 1870   5. Majoratsherr Albert II, Siegfried, geb. 1848 *

1870 - 1936   6. Majoratsherr Otto Friedrich III., geb. 1855 *

(* bis zur Volljährigkeit unter Vormundschaft)

1936 - 1943   Erbe lt. Testament Otto Siegfried Il., geb. 1904

1943 - 1945   Nacherbe Carl IV. Hermann, geb. 1882

Aus der Reihe der Schlossherren hervorzuheben wäre Friedrich III. Graf Vitzthum von Eckstädt, von 1870 - 1928 letzter Majoratsherr (gest. 13.12.1936). Nach dem Studium stand er unter Reichskanzler Bismarck bis 1890 in kaiserlichen diplomatischen Diensten. Auslandsaufenthalte führten ihn nach New York, Paris, London, Petersburg, Wien und Bukarest. Nach dem Abdanken von Bismarck holte ihn der sächsische König Albert als Oberhofmarschall (später unter Friedrich August III. Oberstmarschall) an den Dresdner Hof, mit der Absicht „an die Spitze des königlichen Hofstaates eine vornehme, unabhängige Persönlichkeit zu stellen, die den König in allen Fragen offen und unerschrocken zu beraten vermöge“. Er amtierte außerdem von 1905 - 1918 als letzter Präsident der ersten Ständekammer des königlichen Sachsens.

Am 03.05.1897 heiratete er die Tochter Hedwig Sibylla seines einstigen Vormundes Otto Julius von Tschirschky und Bögendorff (Generaldirektor der Sächs. Staatsbahnen). Ihr Sohn und Erbe Siegfried erblickte 1904 das Licht der Welt. Das Paar musste zuvor 1901 die Totgeburt ihrer Zwillingstöchter beklagen. Während des großen Schlossbrand 1905 konnte der sechs Monate alte Siegfried glücklich aus den Flammen gerettet werden.

Familie Vitzthum von Eckstädt   Familie Vitzthum von Eckstädt

Mit Ende der Monarchie 1918 erledigten sich die Ämter von Friedrich III. Graf Vitzthum von Eckstädt als Oberstmarschall und als Präsident der Ersten Kammer. Er zog sich als Privatier nach Lichtenwalde zurück. Im Herbst 1936 wie immer zur Jagdsaison einige Wochen nach Schönwölkau gekommen, verstarb er am 13.12.1936 dort und wurde am 17.12. in Lichtenwalde auf dem von ihm selbst angelegten Familienfriedhof beigesetzt.

In seinem Testament hatte er Erbe (Sohn Siegfried II.) und mögliche Nacherben des Familienbesitzes bestimmt. Gräfin Sibylla hatte nur „Wohnrecht in den angestammten Räumen“ des Schlosses erhalten.

Die Erbfolge ist schwer verständlich, erklärt sich aber ganz einfach daraus, dass sich Friedrich III. Vitzthum von Eckstädt weniger als „Privateigentümer“ sondern als „Verwalter“ des vitzthumschen Familienbesitzes, der 1772 mit dem Tod der Henriette Gräfin von Watzdorf geb. Vitzthum von Eckstädt erlangt wurde, betrachtete. Deshalb war es für ihn eine Selbstverständlichkeit auch nach Auflösung des Majorats (laut Gesetz vom 6.11.1928), die Erbfolge entsprechend der Regelungen der ehemaligen Familienanwartschaft festzusetzen. Siegfried II. Vitzthum von Eckstädt hatte nach Ableben seines Vaters (gest. 13.12.1936) diese Erbfolge mit seinem persönlichen Testament bestätigt. Am 03.10.1943 fiel Siegfried II. an der Ostfront vor Melitopol. Da er ohne männlichen ehelichen Nachkommen verstarb, wurde aus der 2. Linie durch fünf Generationen hindurch Carl IV. als Nacherbe ermittelt. Mit dem Tod seines Onkels Carl Gotthold am 05.12.1945 war dann die 1. Grafenlinie erloschen.

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Wer war der Erbe Carl IV. Graf Vitzthum von Eckstädt?

Er wurde am 17.07.1882 in Dresden geboren. Nach Besuch des Vitzthumgymnasiums studierte er Rechtswissenschaft, war später als Verwaltungsbeamter tätig und brachte es bis zum sächsischen Oberregierungsrat. 1921 heiratete er Anne-Lore von Oppel (1895-1982). Mit ihr hatte er zwei Kinder, die Tochter Ursula (1923- 1979) und den Sohn Carlotto (1925-1945 vermisst). Carl der IV. lebte bis zum 13.02.1945 in Dresden. Dort ausgebombt hatte er seinen Wohnsitz in das 1943 geerbte Schloss Lichtenwalde verlegt. Vorher hatte er schon um Versetzung in den Ruhestand gebeten, um sich ganz der „Verwaltung des Grundbesitzes und der Pflege der in den Schlössern geborgenen Schätze der Kunst und des Kunstgewerbes … nicht zu seinem Wohle, sondern zu dem der Gesamtfamilie …widmen zu können“.

Familie Vitzthum von Eckstädt

Am 13.07.1945 wurde dann das Schloss durch die Rote Armee als Truppenunterkunft beschlagnahmt, die Besitzer aus dem Gebäude vertrieben und später im Zuge der Bodenreform enteignet. Carl IV. wohnte die erste Zeit nach dem Rauswurf aus dem Schloss in Lichtenwalde in einem Haus auf der Straße „Am Zapfenbach“ zur Miete. Obwohl nahe an Niederwiesa gelegen, gehört die Straße zu Lichtenwalde. Später auf der Flucht aus Angst vor Gefangennahme und Deportation verstarb Carl am 14.11.1945 an den Strapazen.

Vertreibung aus dem Schloss 1945

Schicksal der Sibylla Gräfin Vitzthum von Eckstädt

Das Schicksal der Sibylla Gräfin Vitzthum von Eckstädt nach dem zweiten Weltkrieg ist vielen älteren Einwohnern, aber auch Besuchern von Lichtenwalde noch allgegenwärtig.

Gräfin Sibylla hatte mit Anverwandten erst in der Wohnung des Gutsverwalters Sachsenberg im Rittergut Unterschlupf gefunden Auch aus dieser vertrieben, wohnte sie dann bei Familie Funke auf der Talstraße 6. Später wurde sie von der Kunst-malerin Frau Thost in der Frankenberger Str. 1 liebevoll aufgenommen. Nach deren Auswanderung nach Amerika erhielt Gräfin Sibylla auf der Ebersdorfer Straße 11 bei der Familie Zapf eine kleine Wohnung zur Miete. Von da ab hatte sie die schwierige Aufgabe mit dem wenigen Geld, was sie von der Sozialfürsorge erhielt, das tägliche Leben zu meistern. Einzige Abwechslung bildeten für sie ausgedehnte Spaziergänge, die Zuneigung und Hilfe, die ihr durch die meisten Lichtenwalder Einwohner zuteilwurde, und ein umfangreicher Briefwechsel mit Familie und Freunden. Die Gottesdienste in der kleinen Schlosskapelle waren ebenfalls für sie wichtiger Trost.

Gräfin Sibylla Vitzthum von Eckstädt

Auch dem Gutsbesitzer Ottwin Saupe in Auerswalde, den sie auf Grund seiner umfangreichen Recherchen im Vitzthumschen Schlossarchiv zur Regionalgeschichte kannte, hatte sie mehrfach geschrieben. Doch der Anlass ihres Schreibens war oft für sie kein einfacher, wie man an dem nachfolgenden Beispiel erkennen kann:

Lichtenwalde d. 12/4 47

Sehr geehrter Herr Saupe

Heute komme ich mit einer Anfrage, oder vielmehr mit einer großen Bitte, zu Ihnen. Hätten Sie vielleicht etwas Kartoffeln für mich? oder geht es Ihnen wie allen anderen die ich fragte, daß es an Saatkartoffeln fehlt? Ich möchte nicht unbescheiden sein und Sie nicht belästigen, sollte es aber doch versuchen, denn ohne Kartoffeln ist es schwerer sich zu sättigen. Wenn die Aussaat vorbei ist, bekomme ich hier vielleicht wieder welche, aber bis dahin vergehen ja noch einige Wochen; u. ich weiß mir keinen Rat. Sollte es Ihnen möglich sein meine Bitte zu erfüllen, so würde ich Jemanden mit Handwagen zu Ihnen schicken, damit Sie nicht noch mehr Mühe haben, ist es Ihnen nicht möglich, was ich ja auch ganz gut verstehen würde, so könnte ich vielleicht paar Körner bekommen? Lieber Herr Saupe, hoffentlich sind sie nicht entsetzt über meine Anfrage, Sie waren aber immer so freundlich, u. schenkten mir so viele gute Sachen, daß ich mir den Mut nehme diese Zeilen an Sie zu richten. Hoffentlich haben Sie den langen, kalten Winter gut überstanden. Mit der Bitte mein Schreiben nicht übel zu nehmen u. mit herzlichem Gruß bin ich

Ihre sehr verbundene

Sibylla Gräfin Vitzthum geb. von Tschirschky

Brief der Gräfin Sibylla Vitzthum von Eckstädt

Gräfin Sibylla schlief am 16.11.1951 mit fast 89 Jahren sanft ein und wurde nach der Aufbahrung in der Schlosskapelle an der Seite ihres Mannes auf dem gräflichen Friedhof beigesetzt und das wohlgemerkt zu DDR-Zeiten.

Grabstein Grafen Vitzthum von Eckstädt

Auf ihrem Grabstein steht geschrieben:

Hier ruht in Gott

Sibylle Gräfin Vitzthum von Eckstädt

geb. Tschirschky und Bögendorff

+ 18. Dez. 1862       † 16. Nov. 1951

Laut ihrer Heiratsurkunde hieß die Gräfin aber Sibylla, auch wenn sie selbst häufig mit Sibylle unterschrieb und von Familienmitgliedern bzw. Freunden auch so genannt wurde. Man findet aber auch manchmal die Version Sybilla.

Todesanzeige der Vitzthums von Eckstädt

Auch heute (2018) begegnet man noch Menschen, die sich an die kleine, zarte Frau erinnern können, wenn sie auf einen Stock gestützt einen Spaziergang durch den Park und den Ort unternahm.

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Gräflicher Friedhof

Der gräfliche Friedhof wurde durch Friedrich III. Vitzthum von Eckstädt angelegt. Der Zugang erfolgte ursprünglich vom Orangerie-Gelände über die Treppe und das Tor in der Mauerecke. Später entstand der Weg entlang der Umfassungsmauer. Dazu mussten eine Schlucht aufgefüllt und Hangstützmauern errichtet werden. Das geschnitzte Kruzifix (Bild Seite 23 oben - Nr. 1) an der Mauer stammt von Hans Mayr (1870 - 1935) aus dem Oberammergau (Name am Sockel zu lesen). Wann es genau aufgestellt wurde ist nicht überliefert.

Gräflicher Friedhof

Die erste Beisetzung auf dem Friedhof 1879 betraf Rittmeister Hans von Haugk (2), Freund des Schlossherren aus Studienzeiten und erster Ehemann der Schwester Therese. 1901 wurden die totgeborenen Zwillingsmädchen (3) der Schlossherrschaft auf dem Friedhof beigesetzt und je eine Birke rechts und links des Kruzifixes gepflanzt. Die beiden Birken standen noch als Friedrich III. Graf Vitzthum von Eckstädt (4) 1936 auf dem Friedhof seine letzte Ruhestätte fand. Für den 1943 in Russland gefallenen Sohn Siegfried II. (5) hat seine Mutter einen Gedenkstein und Kreuz setzen lassen. Diese Grabplatte konnte 2001 erneuert werden.

Marie Gräfin Vitzthum von Eckstädt war die Mutter vom letzten Schlossbesitzer Carl IV. Nachdem ihre Wohnung in Dresden beim Bombenangriff am 13. Februar 1945 vollständig zerstört wurde, kam sie nach Lichtenwalde und starb dort bereits am 3. März 1945 (Grab liegt etwas abseits und ist auf dem Foto nicht zu sehen). Eine letzte Beisetzung, die von Sibylla Gräfin Vitzthum von Eckstädt (6), hat es dann 1951 auf dem kleinen Friedhof gegeben.

Gemeinde Friedhof

Drei 1945/46 ebenfalls hier verstorbene Familienmitglieder, Friedrichs Bruder Gotthold (7), dessen Frau Ida (8) und deren Schwester Alexandra (9) konnten während der Besatzung durch die Rote Armee nicht auf dem gräflichen Friedhof ihre letzte Ruhe finden. Sie sind auf dem Gemeindefriedhof beerdigt worden.

Der gräfliche Friedhof wird seit einigen Jahren vom Förderverein Schloss und Barockgarten Lichtenwalde e.V. betreut und gepflegt.

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Barockgarten Lichtenwalde

Ein Rundgang durch die Park-Anlage

Betritt der Besucher den Garten durch das Tor am Schlosseingang, hat er sofort einen der attraktivsten Teile der Anlage vor sich liegen. In der Verlängerung des Treppenabganges vom Altan des Schlosses befindet sich das terrassierte Parterre, auch Mittelgarten genannt. Dieser Teil der Anlage wird im hinteren Bereich durch ein mit Linden bepflanztes Boskett abgeschlossen. Die schlossnahen Terrassen wurden im letzten Viertel des 18. Jh. neu gestaltet und mit 34 Einzelfontänen belebt. In der 2. Hälfte des 19. Jh. fand eine weitere Überformung mit Vasenrondell und Putten statt.

Barockgarten Lichtenwalde - Blick vom Altan   Barockgarten Lichtenwalde - Statue im Park   Barockgarten Lichtenwalde - Kronenbassin

Über zwei mit Wasserkünsten verbundene imposante Treppenabgänge gelangt man zu den tiefer gelegenen Gartenteilen. In Schlossnähe umfasst eine doppelläufige Treppenanlage einen Brunnen in Grottenform. Eine dreiarmige Treppe (mit Wasserscherz an historischem Ort) leitet vom Boskett herab zum ovalen Arkadenstück mit dem Delfinbrunnen. Von der angrenzenden, mit 94 Linden bepflanzten Hauptallee gibt es Querverbindungen in alle Gartenteile.

Barockgarten Lichtenwalde - Wasserscherz   Barockgarten Lichtenwalde - Wasserscherz   Barockgarten Lichtenwalde - Wasserscherz

Direkt gegenüber vom Arkadenstück liegt das 1905/06 zum Konzertplatz umgestaltete Bowling Green. Der Rasenplatz erhielt ein rundes Bassin mit Fontäne. Es wurden eine Kaffeeküche und ein erster Konzertpavillon errichtet. Schon um 1800 öffnete die Familie Vizthum von Eckstädt den Park für Besucher und es fanden spätestens seit 1827 regelmäßig Konzerte statt.

Barockgarten Lichtenwalde - Konzertplatz

Entlang der so genannten Wasserachse, wo die Kleinteiligkeit und Intimität der Lichtenwalder Anlage besonders deutlich erscheint, führt eine mit einer 3m hohen Hainbuchenhecke und Linden gesäumte Allee über den ovalen Platz mit dem Kronenbassin zum Vasenstück. Um 1900 wurde hier an Stelle der drei Meter hohen, verfallenen Vase das barock anmutende Bassin mit girlandenförmigen Blumenrabatten errichtet.

Barockgarten Lichtenwalde - Vasenstück   Barockgarten Lichtenwalde - Sieben Künste

Um 1800 erhielt das Neue Stück seine heutige Form. Im oberen und unteren Teil steht je ein Wandbrunnen mit Tritonenkopf und Steinvase. Weiterhin gibt es viele kleine Springstrahlen, die aus dem Rasen hervorsprudeln, und ein Wasserbecken mit sich drehenden Fontänen. Die Entwässerung dieses Gartenteiles erfolgt über einen romantisch angelegten Bachlauf, der von einer kleinen Holzbrücke gequert wird.

Barockgarten Lichtenwalde - Neues Stück   Barockgarten Lichtenwalde - Neues Stück   Barockgarten Lichtenwalde - Bachlauf

Ganz in der Nähe befindet sich der eigentliche Höhepunkt des Gartens: das Große Fer à Chevall, heute die die Sieben Künste genannt. In einem muschelförmigen Becken sieht der Besucher ein wechselndes Bild aus verschieden hohen Fontänen und Wasserschleier. Rechts und links zur Seite stehen zwei Pavillons. Von der Terrasse hat man einen wundervollen Blick in das idyllische Zschopautal. Setzt der Besucher seinen Rundgang fort, erreicht er die Skulptur Diana. Oder ist es nicht vielleicht Adonis? Eine genaue Betrachtung lohnt sich.

Bei dieser kurzen Beschreibung konnten nicht alle Gartenelemente Erwähnung finden, deshalb lassen Sie sich vor Ort überraschen.

Wasserversorgung im Barockgarten

Immer wieder fragen Besucher des Lichtenwalder Barockgartens, wo früher das Wasser zum Betrieb der Fontänen hergekommen ist. Anlass, der Sache einmal näher auf den Grund zu gehen.

In einem ersten Augenzeugenbericht geht der Naturwissenschaftler Traugott von Gersdorff aus der Lausitz auf die Wasserversorgung der Fontänen ein: „30. April 1765 ... Das Wasser zu den Künsten wird in zwey nebeneinander liegenden bleyernen Röhren aus der Zschope durch ein Druckwerk auf den Thurm gebracht, von da geht es in das große Reservoir im Küchengarten, welches auch noch Zugang von einer Quelle erhält, die man eine Meile weit mit hölzernen Röhren hereinleitet.“ Zwei Jahre später (1767) steht in der Legende im von C. F. Luther verfassten Gartenplan Ähnliches geschrieben.

Barockgarten Lichtenwalde - Lutherplan

Wie aber genau sah die technische Anlage aus, mit der man das Wasser ca. 67 Meter in die Höhe heben konnte?

In einem Reisebericht von 1778 bis 1782 findet der Leser folgende Bemerkung: „Von hier ab ist ein Canal geleitet, der nicht nur eine Mühle, sondern auch das große Rad treibt, wodurch Nacht und Tag beständig alles Wasser der Fontainen getrieben wird, wenn sie gleich nicht immer springen. Das Rad, welches in einem eigenen Hause, steht, ist erstaunend groß, und treibt das Wasser in ein Behältniß, von da aus es die Röhren des eigentlichen Werks theils an sich ziehen, indem sie sich niedersenken, theils, indem sie sich heben, es in eine große bleyerne Röhre gießen. Diese führt es in Einem fort, den Berg 367 Ellen hoch hinan. Auf der Höhe des Berges ergießt es sich dann in einem eigenen Hause zum erstenmal in einer kupfernen Pfanne, und von da durch Röhren, die in der Erde gelegt sind, theils in das große, theils in die kleinern hölzernen Reservoirs.

Barockgarten Lichtenwalde - Wasserversorgung

Fasst man die Aussagen der drei Berichte zusammen, dann trieb ein großes Wasserrad über ein Kunstgezeuge ein Druckwerk bestehend aus Drey Stiefeln (drei Kolbenzylinder) an, welches das Wasser über eine oder zwei Bleyerne Röhren zum Wasserturm („Uberfall der WaßerKunst“) trieb. Wie wurde die Drehbewegung des Rades in eine lineare Bewegung umgewandelt, um die drei Kolbenstangen zu heben und zu senken?

Frau Christa Bretschneider schreibt 1987 in einer denkmalpflegerischen Analyse:

„Über das damalige Wasserkunstzeug konnten bisher keine Angaben ermittelt werden, doch gibt uns das Lichtenwalder Brandversicherungskataster von 1837 - 1845 Aufschluß über die zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Wasserkunstzeug gehörenden Teile. Versichert waren:
1 Wasserrad 8 Fuß hoch mit 2 Fuß breiten Schaufeln, die Welle 8 Fuß lang, 1 ¼ Fuß Durchmesser, eine eichene Kolbenstange, Krummzapfenstiefel und allem Zubehör mit 500 Thalern. Dieses Wasserkunstzeug wurde erst 1905 durch eine Wasserturbine ersetzt, die gleichzeitig Schloss und Ökonomie mit Strom versorgte.

Barockgarten Lichtenwalde - Wasserversorgung

Um den Höhenunterschied von mehr als 60 Meter überwinden zu können, war ein kontinuierlicher Wasserfluss mit „Druckverstärkung und Druckausgleich“ nötig. Das konnte man schon im 18. Jh. mit einem den Pumpen nachgeschalteten Windkessel erreichen.

Der Weg des Wassers im 18. Jh. vom „Uberfall der WaßerKunst“ (1) zu den Hauptspeicherbecken (3+4) ist in eine in der zweiten Hälfte des 19. Jh. erstellten Reproduktion des Lutherplanes eingezeichnet (wie auch das vermutlich 1884 neu angelegte Röhrennetz). Durch hölzerne Röhren (Rot nachgezeichnet) über den Schlosshof (hier wurde auch das Bassin (2) mit gespeist), dann ging es entlang der Schlossallee bis zum Abzweig zum großen „Wasserreservoir“ (3) im Orangeriegelände. Die Röhre führte weiter zum zweiten Bassin (4) (ungefähr dort, wo jetzt sich jetzt Ausfahrt vom Hotelparkplatz auf die August-Bebel-Straße befindet).

Barockgarten Lichtenwalde - Wasserversorgung

Noch sind nicht alle Fragen zur Wasserkunst des 18. Jh. in Lichtenwalde geklärt, doch es gibt schon etwas Licht im Dunkel. Die Auffindung weiterer zeitgenössischer Quellen wäre wünschenswert.

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