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Müller
Lichtenwalde

Wissenswertes aus 800 Jahren Geschichte von Lichtenwalde

Zeittafel Schloss und Park Lichtenwalde

Tausch der Güter Lichtenwalde und Pillnitz im Jahre 1694

Familie Vitzthum von Eckstädt

Gräflicher Friedhof

Barockgarten Lichtenwalde

Wasserversorgung im Barockgarten

Großer Schlossbrand Walpurgisnacht 1905

Wiedereinzug in das Schloss Lichtenwalde Mai 1908

Chinesisches Zimmer

Schlosskapelle

Sage von Harras dem kühnen Springer

Zugunglück am Harrasfelsen

 

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Der große Schlossbrand Walpurgisnacht 1905

In der Nacht vom 30. April zum 1. Mai löste ein vermutlich defekter Schornstein ein verheerendes Feuer aus. Durch den hellen Feuerschein am Nachthimmel aufmerksam geworden, eilten 11 verschiedene Orts- bzw. Werksfeuerwehren zur Hilfe. Leider fehlte ausreichende Technik, z.B. Leitern, um den brennenden Dachstuhl abzulöschen. Sie deckten deshalb zunächst das Schlossportal, um möglichst viel vom kostbaren Inventar retten zu können. Später wurde das Feuer vom Schlosshof aus angegriffen und der Wirtschaftsflügel sowie die Schlosskapelle vor dem Übergreifen der Flammen geschützt. Erst mit Eintreffen der Automobil-Dampfspritze aus Chemnitz am nächsten Morgen 8.15 Uhr konnte das Feuer wirkungsvoll eingedämmt werden.

 Lichtenwalde - Schlossbrand   Lichtenwalde - Schlossbrand

Der Südflügel und Mittelbau des Schlosses waren bis auf das Erdgeschoss zerstört. Im Nordflügel brannten nur die oberen Etagen aus, aber das einströmende Wasser hat zusätzlichen Schaden verursacht. Der so genannte Wirtschaftsflügel und die Kapelle konnten gerettet werden.

Die Rettung der Kunstschätze

Einige der Kunstschätze konnten unter Deckung der Feuerwehren durch das aufopferungsvoll agierenden Schlosspersonal und die Dorfbevölkerung gerettet werden. Schweres barockes Mobiliar wertvolle Gobelins, Gemälde, Porzellane und viele Dinge aus den gräflichen Wohnräumen im 2. Obergeschoss waren jedoch unwiederbringlich verloren. Das aus den Flammen gerettete Inventar wurde zum Teil eilig im Mittelgarten gelagert.

Lichtenwalde - Schlossbrand   Lichtenwalde - Schlossbrand

Der Streit um die Automobildampfspritze aus Chemnitz

In der Frankenberger Presse und in den verschiedenen Chemnitzer Zeitungen wurde das späte Eintreffen der Chemnitzer Berufsfeuerwehr sehr kontrovers diskutiert. Das Frankenberger Tageblatt hat die Verantwortlichen hart angriffen, weil man bis zu einer amtlichen Anforderung von Hilfe mit dem Ausrücken gewartet hat und nicht schon eher auf private telegraphische Hilferufe reagiert hätte. Es war weiter zu lesen, dass es doch inzwischen modernere Informationsquelle gibt als in mittelalterlicher Manier den Türmer Ausschau halten zu lassen. Die Chemnitzer Seite beruft sich darauf, dass der Oberbürgermeister Beck erst am 1. Mai 6.25 Uhr durch ein Telegramm vom Amtshauptmann Dost vom Brand erfahren hat und dann sofort Hilfe geschickt hätte.

Lichtenwalde - Schlossbrand

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Die Rettung des Grafensohnes

Der am 21. Oktober 1904 geborene Grafensohn und seine Gouvernante konnten glücklicherweise aus dem brennenden Schloss gerettet werden, ehe die Decke über dem Raum einstürzte. Miss Warren lebte bis zur Vertreibung der gräflichen Familie Juli 1945 mit im Schloss. Nicht nur für den Grafensohn war sie eine der wichtigsten Bezugspersonen und wurde später zur Gesellschafterin der Gräfin ernannt.

Damals wie heute

Die Nachricht vom Schlossbrand hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Man sah sich bald zur Abwehr der Schaulustigen gezwungen, das Gelände um Schloss und Park weiträumig abzuriegeln. Einerseits sollte dadurch die Behinderung der Bergungsaktion der Kunstschätze eingedämmt werden, anderseits wurden größere Schäden an Rasen und Rabatten verhindert.

Lichtenwalde - Schlossbrand

Brandursache

1955, also 50 Jahre nach dem Schlossbrand, schreibt der 78 jährige Oskar Münch seine Erinnerungen an das Ereignis auf. Er hatte die Katastrophe hautnah als Bewohner des Schlosses erlebt. Bei ihm ist unter anderem zu lesen, dass jedes Jahr der große Frühjahrsputz startete, wenn die Schlossherrschaft auf Reisen ging. Dazu gehörte auch die Reinigung und Reparatur der Schornsteine, die am 29. April 1905 mit einer erneuten Kontrolle durch den Schornsteinfeger abgeschlossen wurde. In der Nacht vom 30. April zum 1. Mai brannte dann das Schloss nieder. Als Ursache wird in den Presseberichten später ein defekter Schornstein angegeben. Wie war das nach der erfolgten Kontrolle überhaupt möglich? Nachteilig auf den Verlauf des Brandes wirkte sich die Tatsache aus, dass der alte barocke Schlossbau über keinerlei Brandmauern verfügte und deshalb eine ungehinderte Ausbreitung der Flammen möglich war.

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Wiedereinzug in das Schloss Lichtenwalde am 03.Mai.1908

Am 3. Mai 1908 war es endlich so weit, die Familie Vitzthum von Eckstädt konnte unter großer Anteilnahme der Bevölkerung nach nur 3 Jahren Bauzeit in das neue Schloss Lichtenwalde Einzug halten. Vorausgegangen war ein verheerender Brand in der Nacht von 30. April zum 1. Mai 1905, der das Gebäude fast vollständig zerstörte. Graf Friedrich nahm danach sofort den Wiederaufbau in Angriff. Seine Wahl des Architekten fiel auf Hofbaurat Frölich aus Dresden. Die Familie und ihr Personal bezog vorübergehend die Braunsdorfer Villa des Mühlenpächters Hugo Fischer. Von da aus konnte man den Fortschritt am Bau gut verfolgen. Wenn der Graf nicht dienstlich unterwegs war, begab er sich jeden Tag zur Baustelle, um Absprachen zu den anstehenden Arbeiten zu treffen.

Villa Braunsdorf   Schlossbau - Lichtenwalde

Die Bauarbeiten liefen auch damals nicht ohne Probleme ab. In dem Artikel „Das Schloss Lichtenwalde in verjüngter Gestalt“, Mai 1908 veröffentlicht im Frankenberger Tageblatt, liest man: “Schwierig gestaltete sich die Durchführung der neuen Grundrissdisposition, weil im neuen Bau gegenüber früher weit größere und höhere Räume in Zusammenhang zu schaffen waren, für deren Konstruktionsmauern jedoch die alten Gründungen benutzt werden mussten. Die Umfassungen des Erdgeschosses, die zum größten Teil erhalten blieben, mussten infolge der neuen größeren Belastung oft unterfahren und bis auf den Felsen gegründet oder auch vermittelst Eisenträgerrosten auf dem ausgefüllten Baugrund befestigt werden. Dies war besonders schwierig bei Herstellung der Fundierungsarbeiten des großen Treppenhauses, weil man hier z. T. auf den Wallgraben der alten Burganlage stieß.“ Die Lösungen, die gefunden wurden, waren innovativ und zukunftsweisend. Das äußert sich auch in der Tatsache, dass mit Eisenbeton ein zum damaligen Zeitpunkt erst in der Erprobungsphase befindlicher Baustoff zum Einsatz kam.

Schlossfront - Lichtenwalde

Äußerlich gab es nur wenige Veränderungen am Schloss. Auffällig sind vor allem der neue kräftige Turm mit umlaufender Galerie, die Architektur des Eingangsportals, die Überdachung des Altanaufbaus, der neue Balkon an der Südfront und die großen Fenster des neu geschaffenen Wintergartens. Die Dreieckplastik mit dem Watzdorfschen Allianzwappen am Schaugiebel ist ein Stück erhaltener Vorgängerbau, ebenfalls die unteren Etagen des Nordflügels und der Zwischenbau. Die vom Brand nicht betroffene Kapelle mit ihren barocken Einbauten geht sogar bis ins 13. Jh. zurück.

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Das Innere des Schlosses wurde neu organisiert und modern ausgestattet: mit elektrischer Beleuchtung, Speise-Aufzug, Zentralheizung, Wasserleitung, Warmwasserbereitungsanlage, Telefonanlage, Feuerlöschanlage usw. Greift man mit der ehemaligen Bibliothek einen Raum heraus, wird an Hand von Beschreibungen bewusst, welche großen Unterschiede zwischen den Räumen alt und neu bestehen. Die Bibliothek im Schloss vor dem Brand war durch zwei Geschosse gebaut. Der neue Raum geht über vier Fenster. An ihn schließt sich das kleine Arbeitskabinett des Grafen an, zu erreichen durch einen wie ein Schrank anmutenden Durchgang. Einer der schweren Bücherschränke verbirgt eine zweite geheime Tür, die über eine schmale Stiege in die Schlaf- und Toilettenzimmer der Familie hinaufführt.

Ähnlich beim Chinesischen Zimmer: auch wenn die Holzpaneele aus dem Brand gerettet wurden, sie sind nicht eins zu eins im neuen Schloss wieder verwendet, sondern an einen neu gestalteten höheren Raum angepasst worden. Das ging soweit, dass auf einem oben an die Paneele angesetzten neuen Brett eine zweite Rankenreihe aufgemalt und Teile neu zusammengefügt wurden, um sie an längere Wände anzupassen. Ein neuer Raum unter Verwendung alter barocker Ausstattungselemente war geboren, ein gestalterisches Meisterwerk von Gustav Frölich. Auch heute noch wird der kulturhistorische Wert dieses Zimmers von Kunstsachverständigen als sehr hoch eingeschätzt, nicht allein deshalb, weil europaweit nur noch sehr wenige erhaltene Beispiele existieren, sondern auch wegen der gesamten außerordentlich qualitätvollen Gestaltung des Raumes. Mit Sicherheit hat man das Aussehen des neu geschaffenen Raumes an das alte Chinesische Zimmer angelehnt, es lassen sich aber laut Experten auch moderne Einflüsse des Jugendstil nicht übersehen.

Lichtenwalde - Alte Bibliothek   Lichtenwalde - Neue Bibliothek

Ende April 1908 war das Schloss soweit fertig gestellt und eingerichtet, dass Vertreter der Presse zu einem ersten Rundgang geladen werden konnten. Einer der danach veröffentlichten Zeitungsartikel („Ex flammis restructum“ von Bruno Döring aus der 2. Beilage zum Chemnitzer Tageblatt Nr. 189, Sonnabend, den 25.04.1908) wurde dem am 3. Mai 1908 eröffneten neuen Gästebuch vorangestellt, gefolgt von zwei Artikeln zum Wiedereinzug. Dort liest man unter anderem, dass vor dem Hauptportal der Königliche Hofbaurat Frölich den gräflichen Herrschaften ein herzliches Willkommen entbot und dem Hausherren Friedrich Vitzthum von Eckstädt den goldenen Schlüssel übergab. Die ersten Darlegungen des Grafen im Buch beschreiben den festlichen Tag des Einzuges: “Nach der Hauptfeier im Schlosshof begaben sich die Spitzen der Behörden und Vereine, etwa 60 Personen, in den Speisesaal um Erfrischungen einzunehmen. Gleichzeitig wurden Deputationen empfangen, die Vereine wurden im Gasthof bewirtet. Um 7 1/2 Uhr fand das erste Diner statt, an welchem nachstehende Personen teilnahmen. Dem Diner folgte eine Serenade von etwa 150 Frankenberger Sängern, wobei Schloss und Umgebung in prächtigem Buntfeuer erstrahlten.”

Als Erste haben sich der Graf selbst, seine Frau und die anwesenden Familienangehörigen eingetragen, gefolgt von Hofbaurat Frölich, Stiftspfarrer Jässing, Arzt Költzsch, Rentmeister Scheinpflug und Sekretär Oehme. Vor einem „Unseren Gästen ein herzliches Willkommen“ ist noch eine Seite der Aufstellung des Schlosspersonals gewidmet, beginnend beim Haushofmeister und endend mit den „Hülfefrauen“. Vor allem in den nächsten Jahren sind Verwandte, Freunde und Bekannte im Haus zu Gast gewesen, um das neue Schloss zu besichtigen. Aber auch wichtige Vertreter von Politik, Wirtschaft und Kunst haben dem königlich sächsischen Oberstmarschall Friedrich Graf Vitzthum von Eckstädt ihre Aufwartung gemacht.

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Das Chinesische Zimmer

Aus der Reihe der Räumlichkeiten im Schloss Lichtenwalde hebt sich das Chinesische Zimmer mit der größten Ursprünglichkeit heraus. Die Watzdorfsche Originaldekoration konnte 1905 aus dem großen Schlossbrand gerettet werden. Die Holzpaneele sind an die höheren Räume des neuen Schlosses angepasst worden. An die Originalpaneele wurde oben ein Brett angefügt, welches mit einer zweiten Rankenreihe bemalt wurde. Den glänzenden Eindruck der neuen Raumausstattung durch Gustav Frölich komplettieren drei Spiegeltüren mit den darüber befindlichen Supraporten mit chinesischen Genremotiven (geschaffen von Mariette Cerrini), Mamorkamin mit Spiegel, Muschelnische sowie zwei Kronleuchter.

Lichtenwalde - Chinesisches Zimmer   Lichtenwalde - Chinesisches Zimmer

1909 wurde in einem Salonblatt abgedruckt: “in diesem ausnahmsweise schönen Zimmer ist ein Teil der Porzellanträume von August dem Starken verwirklicht”.

Auch heute noch wird der kulturhistorische Wert dieses Zimmers von Kunstsachverständigen als sehr hoch eingeschätzt, nicht allein deshalb, weil europaweit nur noch sehr wenige erhaltene Beispiele existieren, sondern auch wegen der gesamten außerordentlich qualitätsvollen Gestaltung. Mit Sicherheit hat man das Aussehen des neu geschaffenen Raumes an das alte Chinesische Zimmer angelehnt, es lassen sich aber laut Experten auch moderne Einflüsse des Jugendstils nicht übersehen.

Lichtenwalde - Chinesisches Zimmer

In eine Holzvertäfelung sind in zwei Etagen auf Stoff kaschierte Papierbilder eingelassen, die Szenen aus dem chinesischen Familienleben wiedergeben. Ein Teil der Motive ist direkt aufgemalt, der andere Teil stellt handkolorierte Holzschnitte dar. Drei Reihen von Konsolen zum Aufstellen von Porzellanen, verziert mit plastischen Blütengehängen, befinden sich dazwischen.

Lichtenwalde - Chinesisches Zimmer   Lichtenwalde - Chinesisches Zimmer   Lichtenwalde - Chinesisches Zimmer

Interessant ist, was die restauratorischen Arbeiten 2007/2008 ans Tageslicht gebracht haben: In einer ersten Fassung des Raumes gab es noch keine Konsolen. Die Holzpaneele waren mit in zartrosa-rot gehalten Ranken, Blüten, Früchten und Blätter, in ihrer Darstellungsform sehr chinesisch anmutend, dekoriert. In dieser Fassung bildeten noch die Bilder Hauptaugenmerk eines Zimmers mit für die damalige Zeit höchstem Repräsentationswert. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jh. wurden in einer neuen Version die Holzpaneele mit den Konsolen für die Porzellane versehen. Die Paneele erhielten um die Konsolrückseite eine grüne Blattranke als Fassung. Die farbige Gestaltung wurde dann noch mehrfach überarbeitet. Da die Tapetenbilder größer als der sichtbare Ausschnitt in den Rahmenpaneelen sind, konnte nach Herauslösen auf lichtgeschützten Bereichen die ursprünglich viel lebhaftere Farbigkeit aufgefunden werden. (Dr. Katharina Müller 2011)

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Geschichte der Schlosskapelle

Ein wesentlicher Teil des Baukörpers der Schloss-Kapelle gehen auf eine Anlage aus der ersten Hälfte des 13. Jh. zurück. Archäologische Funde von drei erhaltenen Säulenbasen, entdeckt 1999 nach der Entfernung des Fußbodens im Dachbereich der Kapelle, belegen die Existenz eines ehemaligen Obergeschosses. Ging man bisher davon aus, dass vor Ort eine Burg zur Absicherung des Territoriums errichtet wurde, so spricht man heute von einer Herrschaftsburg. Untermauert wird diese Annahme durch die Existenz eines Tympanons (Türbogenfeld), den Kampf des Löwen mit dem Drachen darstellend. Dabei handelt es sich um eine bedeutende Bauplastik aus rotem Rochlitzer Phorphyrtuff (heute Schlossbergmuseum Chemnitz).

Lichtenwalde - Tympanon   Lichtenwalde - Kapelle

Weitere Befunde aus spätromanischer/frühgotischer Zeit findet man heute noch im Kirchenschiff, z. T. mit den jüngsten Restaurierungsarbeiten in der Süd-Westecke neben der Tür sichtbar gemacht:

Eckpfeiler mit romanischer Konsole (einen zweiten Konsolstein anderer Form hinter der Kanzel),

fein bearbeitete, teilweise rot lasierte Werkstücke für Ecksteine u. als Fassung für Nischen u. Fenster,

das im oberen Teil noch romanische Fenster mit tiefer gelegter Fensterbank.

Baumaßnahmen aus der Zeit der Ritter von Harras schlagen sich heute noch in der Gestalt des spätgotischen Gewölbes aus dem 15. Jh. und in einer ersten Erweiterung der Kapelle in östlicher Richtung mit einer geraden Abschlussmauer nieder. Das Dach mit seinem Dachreiter kann einer Bauphase 1620/22 zugeordnet werden. Akten aus dieser Zeit verraten auch einiges über die geplante Nutzung. Der Schösser Reisiger von Lichtenwalde fragt am 30.10.1622 an, wie er bis zur Einweihung der Lichtenwalder Schlosskapelle Taufstein, Altar, Glocken, Bücher und andere Sachen beschaffen soll. Voraus gegangen war der Beschluss des Kurfürsten Johann Georg I. von 21.08.1622 eben da in 14-tägigem Gottesdienst abhalten zu lassen. Umbauten im Kapelleninneren konnten bei den Untersuchungen aus dieser Zeit aber nicht nachgewiesen werden.

Der polygonale Chor-Abschluss, Kanzel mit Aufgang und der Einbau der Emporen, wofür die Nordwand durchbrochen wurde, erfolgten in der 1. Hälfte des 18. Jh. mit dem Neubau des Barockschlosses. Die Orgel wurde laut Orgelbaukontrakt vom 17.11.1740 von Johann Christoph Gottlob Donati aus Glauchau im Auftrag der Gräfin von Watzdorf, geb. von Bock gefertigt und auf die dafür geschaffene Chor-Empore platziert.

Lichtenwalde - Kapelle

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Die Patronatsloge an der Westwand mit Allianzwappen wird zwischen 1772 und 1775 eingeweiht worden sein, in diesem kurzen Zeitraum residierte die dargestellte Allianz Ludwig Siegfried Vitzthum von Eckstädt mit Erdmuthe von Ponikau und Pilgram. Vermutet werden kann, dass zuvor die westliche obere Empore mit illusionistischer Bemalung als erste Herrschaftsloge diente. Auf einem Foto aus der Neuen sächsischen Kirchengalerie sieht man um Orgel und Kanzel ebenfalls Wandmalereien in Form von Rahmen und Vorhängen. Da nur noch sehr wenig Farbreste nachgewiesen werden konnten, sind sie nicht mehr zu rekonstruieren. Um die Kapelle auch sonst optisch aufzuwerten, wurden Sockel, Fensterrahmen, Teil der Brüstung und Säulen mit einer Marmorimitation auf grauem Grund versehen sowie der Altar, die Baluster der Emporenbrüstung, viele Leisten und Profile mit einem glänzenden aber unedlen Schlagmetall „vergoldet“.

Schloss Lichtenwalde - Neue Grafenloge   Schloss Lichtenwalde

An der Chor-Nordseite steht ein evangelischer Beichtstuhl, mit Balustern und durchbrochenen Fenstern verziert. In der Herrschaft Lichtenwalde wurde die Reformation 1537 eingeführt. In Sachsen schrieb die Kirchenordnung von 1580 die private Beichte vor dem Gang zum Abendmahl vor. Mit dem eingerichteten Beichtstübchen sollte die Beichte für alle sichtbar aber nicht hörbar sein. Diese Tradition wurde Ende 18. Jh./Anfang 19. Jh. (in Lichtenwalde 1801) zugunsten des heute noch üblichen allgemeinen Beichtgebets verdrängt.

Taufstein aus farbig gefasstem Sandstein mit hölzernem Lesepult in Rokokoform ist 1949 als Dauerleihgabe aus dem Schlossbergmuseum nach Lichtenwalde gekommen. Vorher fand nach Übergabe des Schlosses durch die sowjetische Militäradministration an deutsche Behörden eine notdürftige Renovierung der Schlosskapelle statt. Am 3. Oktober 1948 wurde sie wieder für gottesdienstliche Zwecke geweiht.

Evangelischer Beichtstuhl   Altar in der Schlosskapelle   Kanzel in der Schlosskapelle

Das Gemälde mit der Darstellung des Heiligen Abendmahls (vermutlich Anfang 18. Jh.) hat die Nachkriegswirren überstanden (heute zu sehen unter der seitlichen Empore). Das ehemalige Altarbild mit einer Christusdarstellung wurde nach Zeugenaussagen zerstört. Für den leeren Rahmen stiftete 1949 Sibylla Gräfin Vitzthum ein neues Bild, geschaffen von Oskar Martin aus Amorbach. (Es ist heute unter der gräflichen Empore zu sehen.) Das aktuelle Gemälde am Altar, stammt aus einer Sammlung Brühl. Um es in den Rahmen einpassen zu können, wurde es mit Passepartout versehen. Die rechts und links vom barocken Altar befindlichen Figuren stellen Moses mit der Gesetzestafel und Johannes mit dem Lamm dar. Sie stehen auf mit Engelsköpfen versehenen Konsolen. Die Kanzel, wie sie sich heute präsentiert, hat ihr Aussehen 2007-2009 erhalten. Zuvor war ein Stoffüberwurf über dem unvollendeten rohholzenen Fragment. Die in Grisaille-Malerei geschaffenen Bilder, Jesus und die vier Evangelisten nebst Symbol stammen von dem Maler Christoph Wetzel aus Ringehain. (Katharina Müller, 2011)

 Bilder an der Kanzel in der Schlosskapelle

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